Geschichte

Die Geschichte der Frankfurter Gesellschaft

Gründung

Die Frankfurter Gesellschaft für Handel, Industrie und Wissenschaft wurde 1919 auf Initiative des Mäzens und Handelskammer-Vizepräsidenten Dr. Karl Kotzenberg und des damaligen Frankfurter Oberbürgermeisters Dr. Georg Voigt in der Tradition der bürgerlich-aufgeklärten Casino-Gesellschaft von 1802 gegründet. In den folgenden Jahren der Weimarer Republik waren große Persönlichkeiten wie Albert Einstein, Walter Rathenau, oder die Schriftsteller Heinrich Mann und Stefan Zweig als Redner zu Gast. Wichtige Vertreter der Wissenschaft, der Wirtschaft, der Kultur und Politik fanden sich damals wie heute regelmäßig in ihrem Gesellschaftshaus in der Siesmayerstraße zusammen, um über Grenzen von Parteien und Weltanschauungen hinweg in gastlicher Atmosphäre einen intensiven Gedankenaustausch zu pflegen. In der NS-Zeit passte sich die Frankfurter Gesellschaft dem braunen Zeitgeist an, die Villa Bonn wurde zum „Haus der Wirtschaft“ umbenannt. Alle jüdischen Mitglieder wurden zwangsweise ausgeschlossen, 103 Mitglieder allein im Jahr 1935, unter ihnen der langjährige Vizepräsident und große Förderer der Frankfurter Gesellschaft, Dr. Arthur von Weinberg. Überdies haben zahlreiche regimeferne, nichtjüdische Mitglieder bis 1945 ihren Austritt erklärt. Erst 1988 wurde das Unrecht, das den jüdischen Mitgliedern von der damaligen Frankfurter Gesellschaft angetan worden war zum Thema gemacht. Die Ausschlüsse sind für nichtig erklärt worden.

Neuanfang

Nach dem Zweiten Weltkrieg trafen sich im Oktober 1947 der Rektor der Goethe-Universität, Prof. Dr. Walter Hallstein, der damalige Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main Dr. Walter Kolb und der Präsident der Industrie- und Handelskammer Dr. Alfred Petersen, um die Frankfurter Gesellschaft wiedererstehen zu lassen. Viele herausragende Gäste, die in den letzten Jahrzehnten vor den Mitgliedern der Gesellschaft gesprochen haben, legen Zeugnis für das breite politische und geistige Themenspektrum ab, das die Frankfurter Gesellschaft beschäftigt: Ludwig Erhard, Carl Orff, Theodor Heuss, Willy Brandt, Henry Kissinger, Alfred Herrhausen, Karl Otto Pöhl, Angela Merkel, Petra Roth, Nike Wagner, Norbert Lammert, Rüdiger Safranski und viele andere standen am gleichen Vortragspult.

Tolerant und Weltoffen

Die Frankfurter Gesellschaft für Handel, Industrie und Wissenschaft ist nicht elitär. Ihr Selbstverständnis wird dadurch geprägt, dass die Mitglieder sich zum bürgerschaftlichen Engagement für unser Gemeinwesen bekennen. Die Vielfalt der Berufe und Begabungen gibt der Gesellschaft die intellektuelle Qualität und die geistige Weite, die sie zu einem besonderen Anziehungspunkt der Stadtgesellschaft macht. Weltoffenheit und Toleranz, die Kunst des Zuhörens und des Argumentierens, aber auch das Genießen der eigenen, gepflegten Gastronomie, das sind die unverzichtbaren Elemente eines lebendigen Miteinanders.